Was schönes schaffen

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Was schönes schaffen

Wenn ein Freund stirbt
stirbt ein Stück vom Glück
und wenn´s dann auch noch du bist
bricht´s uns das Genick
Kein Trost kann das verhindern
kein Zaubern, keine Feen
aber wenn du drüber weinen kannst
wird´s irgendwann schon gehn ....vielleicht

Was verlor´n ist
das ist nun einmal weg
dem hinterherzujammern
hat auch keinen Zweck
keiner kann das ändern,
kein Schrauber kann dran dreh´n
aber wenn du drüber lachen kannst
wird´s irgendwie schon gehn...

Der Mensch macht vieles
was er mal bereut
viel zu wenig
was andre Menschen freut

Die Alten wissen oft bescheid
die Kinder könn´n es seh´n
und wenn du dich erinnerst,
wird´s irgendwie schon geh´n

Das Leben ist einmalig
das ist klar
und erst gelebt
da wird es wirklich wahr
Idioten könn das fühlen
doch keiner kanns versteh´n
aber wenn du dafür dankbar bist
wird´s irgendwann schon .....

Augenhöhe, nimm dich wahr
lass nicht zu, dass sie dich kriegen
liebe viel, sei wunderbar
trau dich, dich mal anzuschmiegen

rate dich durchs Stoppelfeld
mach dich einfach mal zum Affen
nimm sie dir zur Brust die Welt
irgendwann was schönes schaffen

Passi Messa

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Passi Messa

Der Sandhaufen war noch nicht hoch genug. Ich schippte noch drei Ladungen fetten feuchten Sand oben drauf; dann erst setzte ich mich davor, betrachtete mein Werk und klopfte ihn mit der flachen Hand fest. Als ich mir dann den Ärmel über den Oberarm streifte, um den ersten Tunnel in meinen Turm zu treiben, stand plötzlich ein gelber Stiefel vor meiner Hand und versperrrte den Zugang zu meiner schon voll durchgeplanten Kullerburg. In dem Stiefel musste wohl auch ein Fuß stecken, denn er bewegte sich unruhig im Sand.
"Was machst du da?" fragte eine glockenklare Stimme. Ich schaute auf und sah in zwei tiefbraune Augen, die mich neugierig anguckten. Es ist mir bis heute ein Rätsel wie diese beiden Augen es schafften mein Denken derart zu blockieren. Mein Vorhaben, meine Energie, meine Lust am Buddeln, alles war wie weggeblasen. Ich war starr vor Staunen. Ich war so baff, dass ich, noch nicht mal auf den Gedanken kam, in meinem Kopf nach einer Antwort zu suchen. Mir muss wohl das komplette Gesicht entglitten sein – denn die Stimme schob hinterher: "Bist du dumm?" und die Augen, in die ich immer noch fassungslos starrte wechselten ihre Farbe von zugewandter Neugier zu zugewandter Belustigung. Noch immer war ich derart Gefangen, daß ich nur ein breites, kaum tönendes "Hä?" zustande brachte.
Das folgende Schweigen dauerte.
Ihre Augen begannen die Suche nach einer Antwort auf ihre Frage und sie ließen mich dabei nicht los.
"Rita, lass den Jungen in Ruhe." ertönte eine scharfe Männerstimme hinter mir, die Augen zuckten unwillig und der Mund darunter entpuppte sich als Heimstatt der Stimme: "Aber Papa,..."
"Nichts aber, komm her und lass den Jungen in Frieden."
Sie richtete sich auf, drehte sich von mir, ohne den Blick von mir zu nehmen und machte einen ersten Schritt um mich herum. Ich konnte nicht anders, ich blieb hängen an diesen Augen. Mein Kopf drehte sich ihr nach und als sie drohte, mein Gesichtsfeld zu verlassen stand ich auf, ging ihr nach und setzte mich neben sie auf die Bank, wo sie neben ihrem Vater Platz genommen hatte.
Da blieben wir und schauten uns an und ihr Vater betrachtete uns ebenso stumm.

73 Jahre ist das jetzt her und bis Samstag letzter Woche hielt dieser Blick stand, ließ die Welt für uns durch unsere Augen fließen, ließ uns, unsere Kinder und Enkelkinder standhalten vor dem Leben und es bis in den kleinsten Winkel genießén. Ich sage danke dafür und gehe jetzt nach draußen und baue meine Kullerburg zu Ende.

Wahrhaftiges Verschwinden

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Wahrhaftiges Verschwinden

Als Kind war das da, was da war
und das was da war war wahr.
Und nichts war so wahrhaftig
wie das, was ich sah.

Du warst da, weil ich da war und dich sah.

Wenn ich dich nicht sah
warst du wahrscheinlich noch da
aber ich war, weil ich dich nicht mehr sah
nicht mehr da, ich war weg.

Ich war weg, weil ich zwar da war,
dich aber nicht mehr sah -
und weil ich da war und weg
und dich nicht sah
konntest du auch mich nicht sehen
und auch das war wahr.

Irgendwann dann sah ich dahinter und nahm wahr,
dass ich da blieb, auch wenn ich eigentlich weg war,
weil ich nichts mehr sah.

Ich war zwar nicht da, weil ich nichts sah,
blieb aber doch wo ich war
auch dann, wenn ich dich nicht sah.

Aus diesem "Nicht da sein" gebar
sich ein weiteres "Da - sein",
also ein "Dasein" hinter dem "Da-Sein",
ein zusätzliches Dasein, dass ich zwar nicht sah und doch war es da.

Vielleicht ist es so auch mit anderen Dingen und Menschen
die verschwunden scheinen – von denen kein Wo mehr da ist

Ich brauche nur die Hände vor die Augen zu legen
dann bin ich noch da, auch wenn ich weg bin
und auch wenn ich sie dann nicht sehe
so sie sind dann da
und das ist wahr.

Der Tod

…ist nur innerlich zu hören

Der Tod

Der Tod holt alle
ob hungrig, ob satt,
in seine Halle
und bügelt glatt
was Evolution einst gebar,
was gestern noch lebendig war.
Er greift sich planlos und bedacht,
was heute noch Geschichte macht.

Wen er ereilt, der gibt sich hin,
wo er sich zeigt, fehlt stets der Sinn;
so nie geahnt kommt er daher,
so unbezwingbar schmerzet er.

Dem Tod kann keiner widersteh´n
und keiner hat ihn je geseh´n;
dabei sein Werk so unverständlich ist,
dass man ihn übersehen müsst,
er ist kein Niederer, kein zu, kein von,
man müsst ihn streichen aus dem Lexikon.

Doch ist er da, allgegenwärtig
mit ihm wird eben keiner fertig.
Wenn ernsthaft du bedenkst
wo überall sein Wirken lauert,
dann hat dein Ausgewogenheit
im Geist die längste Zeit gedauert.
Wenn du ihn aber nirgends sehen kannst,
dann hat dein Geist sich wiederum verfranst.

Er ist´s, der über das Leben lacht
und dennoch wird er überstrahlt mit Macht
von eben
dem Leben.