Erkenntnis und Wahrheit finden selten
so zueinander, daß die Welten
die sie betrachten sich vereinen,
mal scheint das Eine das Andre zu verneinen:
Nimm die Erkenntnis, daß ein Mann
gefesselt, ohne Feuerzeug, ohne Brandbeschleuniger,
voll abgefüllt, wohlmöglich zu Tode verletzt,
sich selbst gar nicht verbrennen kann
und dazu die gerichtlich verbriefte Wahrheit,
daß niemand dies getan hat -
dann glaubst du doch glatt,
daß dieser Mann noch lebt
und nicht im All-die-andern-Fälle-Himmel schwebt.
Nimm die Erkenntnis, daß der Frau,
verachtet,vergewaltigt, bekämpft, verstümmelt
nie dem misogynen Sklaventum entronnen
tagtäglich droht der SupgerGAU
dazu die Wahrheit, gesetzlich geronnen,
daß Gleichheit findet allzeit statt -
dann glaubst du doch glatt,
daß Friedlich - sein Gewalt entfacht,
Machtlos - sein sei voller Macht.
Nimm die Vermutung, daß der Verkehr
zum Überleben nötig wär,
daraus die Erkenntnis allgemein
daß Autos wirklich wichtig sein,
dazu dann die Wahrheit, daß Autos töten
an achter Stelle von allen Nöten
dann glaubst du doch glatt -
daß Menschen-Töten Nutzen hat,
glaubst vielleicht gar es sei genial,
versuchst es darum selbst einmal.
Nimm die Erkenntnis, daß die Welt
ausgebeutet, giftgetränkt, kriegsgeschreddert,
Co2verpestet, zugepflastert, rott
heillos bald in sich zusammenfällt,
dazu die durchregierte Wahrheit,
daß sie in tausend Jahren noch nicht platt,
dann glaubst du glatt -
daß du winz´ge arme Frau,
daß du winz´ger armer Mann,
daß du, ja du genau,
nichts daran,
gar nichts ändern kann.